Auslandsbericht Joensuu

Warum Finnland? Warum Joensuu?

Diese beiden Fragen werden einem spätestens in Finnland immer wieder gestellt werden. Für mich stand schon fest, dass ich gerne für ein Semester nach Finnland möchte, bevor ich angefangen habe zu studieren, dass das dann auch geklappt hat, war großartig! Dass es dann Joensuu geworden ist, hat sich so ergeben, ich bereue es aber nicht. Neben einer großartigen Landschaft, die vor allem aus Wäldern uns Seen besteht, habe ich dort das Gefühl gehabt, das „Finnische Leben“ tatsächlich zu erleben.
Andere haben sich für Finnland entschieden, da das Bildungssystem einen guten Ruf hat, das Land weit genug weg war oder sie eine persönliche Beziehung dazu hatten.

Vorbereitung

Es empfiehlt sich, alles Organisatorische (von Dokumenten für das Internationale Büro bis hin zu Bafög-Anträgen) frühzeitig auszufüllen, in der Prüfungszeit geht das dann gerne unter und wenn man erst mal aus Jena weg ist, ist es komplizierter, das noch nachzuholen.
Für Dokumente, die irgendwo eingereicht werden (in Jena oder Joensuu), während dort Betriebsferien sind, ist es immer besser, noch mal nachzufragen. Die gehen gerne verloren (wichtig auch für die Anträge für ein Platz im Wohnheim bei Joensuun Elli).
Die Universität in Joensuu hat mir rechtzeitig vor der Abreise noch ein Heft geschickt, in dem es u.a. eine Check-Liste gab, was man vor der Abreise und direkt nach der Ankunft klären sollte. Es war recht hilfreich, sich das Heft mal durchzulesen. Einen Beitritt der Student Union würde ich empfehlen. Vor allem wegen des Rabattes beim Mensaessen. Nebenbei kriegt jeder noch einen Tutor, den man zu vielen Sachen fragen kann.

An- und Abreise

Ich bin auf der Hinfahrt mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki, mit Bus und S-Bahn zum Hauptbahnhof und vor dort weiter mit dem Zug nach Joensuu. Das bot mir die Möglichkeit, so viel mitzunehmen, wie ich tragen konnte. Auf meinem Rückflug nach Deutschland musste ich dann leider ein Extra-Gepäckstück bezahlen und hab trotzdem nicht alles unter bekommen. Alternativ hatte ich eigentlich überlegt, mit Fähre und Bahn über Helsinki (eventuell Turku), Stockholm und Kopenhagen zurück zufahren und mir diese Städte dabei anzuschauen.
Um eine entspannte Anreise zu haben, holen einen die Tutoren meist vom Bahnhof oder Flughafen ab, organisieren dann gemeinsam mit einem den Schlüssel zur neuen Unterkunft und bringen einen dann auch dort hin. Das hat bei mir nicht geklappt, ich habe aber auch mit den Erklärungen, die ich bekommen habe, alles hinbekommen.
Wenn ihr die Zeit habt: Reist ruhig schon ein paar Tage früher an, dann könnt ihr euch schon mal die Stadt anschauen und euch ein Fahrrad (die Buspreise sind ziemlich hoch, 3,30€ pro Fahrt innerhalb der Stadt, während ich da war), etc. organisieren.

Die Unterkunft

Ich war über die Zeit in einer WG von Joensuun Elli untergebracht. Die vergeben vor allem Wohnungen an Studenten, aber zum Teil sind in deren Gebäuden auch Familien untergebracht. Bezüglich der WGs wird zwischen zwischen den Geschlechtern unterschieden. Es gibt also keine gemischten Wohnungen, wenn man sich kein ganzes Apartment mit jemanden zusammen mietet. Ich habe für die Zeit mit einer Slowenin und einer Belgierin zusammen gewohnt.
Zu beachten ist:
Die Leute, die ihre Wohnungsbewerbungen während der Sommerpause eingeschickt haben, wurden
bei der Zimmerverteilung erst einmal vergessen.
WG-Partys sind ein wenig unbeliebt, wenn man Familien nebenan wohnen hat. Gibt aber meist alternative Möglichkeiten.
Es gab bei uns am Anfang ein paar Probleme mit dem Internet und auch später war es oft ziemlich langsam. Es ist vielleicht ein wenig mehr Aufwand, aber grundsätzlich dann wohl besser, sich über einen anderen Anbieter, Internet zu besorgen.

Die Universität

Während der ersten drei Tage hat die Uni ein Orientierungsprogramm angeboten, in dem im groben noch einmal das erzählt wurde, was in dem Heft stand, dass alle am Anfang geschickt bekommen haben. Nebenbei wurden aber auch Fragen beantwortet und einige Tipps dazu gegeben, was man einmal ausprobiert haben sollte.
Währenddessen oder danach fingen dann die ersten Vorlesungen an. Es gibt Kurse, die über das ganze Semester gingen und welche, die in nur der Hälfte der Zeit gehalten wurden. Eine spezielle Prüfungszeit gab es dementsprechend nicht. Für jeden, der die Sprache lernen möchte und damit noch nicht vorher angefangen hat, werden auch „Survival-Finnish“-Kurse angeboten. Ansonsten variiert das Angebot an Kursen auf Englisch je nach Studienfach. Zu schwer fand ich die von mir besuchten Kurse nicht.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind dagegen die Mensen. Diese sind ziemlich klein, so dass man sich erst fragt, wie man überhaupt einen Platz finden soll. Aber irgendwie haben wir das in der Zeit immer hinbekommen. Ansonsten kriegt man für wenig Geld ein Hauptgericht seiner Wahl + ein Glas Wasser + ein Glas Saft/Milch/etc. + Salat und Brot so viel man möchte!!!

Ausflüge und Unternehmungen

Der ESN organisiert einige Touren während des Semesters, zum Beispiel nach St. Petersburg, Stockholm, Koli und Lappland. Diese sind meistens sehr beliebt und man muss sich selber um wenig kümmern. Dafür zahlt man dann aber auch mehr und hat manchmal nur wenig Zeit sich das eigentliche Ausflugsziel in Ruhe anzuschauen. Die Teilnehmenden waren am Ende trotzdem immer sehr begeistert.
Man sollte Joensuu nicht verlassen, ohne einmal im Winter Eisschwimmen gewesen zu sein! Mit den Finnen bei um die 90° (kann auch mal mehr sein) in der Sauna zu sitzen und dann den Steg hinunter zulaufen, um ins eiskalte Wasser zu springen ist eine großartige Erfahrung… sobald man wieder in der Sauna sitzt (Link). Daneben haben aber auch Spaziergänge am See entlang mit Freunden oder ein BBQ auf der Insel Utransaari (Insel im Fluss hinter den Apartments der Latolankatu) einiges zu bieten.
Schwierigkeiten, abends eine Möglichkeit zum Party-machen zu finden, hatten wir nie. Der Alkohol ist im Vergleich nur SEHR teuer.

Speziell Finnisch

Ob man den Vorurteilen, die zum Teil über Finnen kursieren, glauben schenkt, sollte man selbst für sich heraus finden. Auch wenn sie meist eher als zurückhalten und schweigsam beschrieben wurden, ist mir in der Zeit dort keiner eine Antwort schuldig geblieben. Auf Finnen, die man auf Studentenpartys findet, trifft dieses Vorteil meist eh nicht zu.
Zwei Dinge, die man mir vorher über Finnen erzählt hat, haben sich bestätigt: Sie lieben die Sauna… und Alkohol.

Fazit

Wenn ihr die Möglichkeit habt, ein oder zwei Semester durch Erasmus ein neues Land kennen zu lernen: Macht es! Ich habe aus meinem kurzen Aufenthalt eine Menge schöner Erfahrungen, Einblicke in andere Kulturen und viele neue Kontakte aus aller Welt mitgenommen!
Ich habe in Joensuu niemanden getroffen, der es bereut hat, hingekommen zu sein.

Zum Schluss noch ein paar Bilder von dem, was man in Finnland so zu sehen bekommt: Bäume.